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ZUNGENPRESSEN VERSCHIEBT MEINE ZÄHNE

23. Juli 2022 | von Dr. Angelika Frankenberger

Kann Zungenpressen Ihre Zähne verschieben? 

Es gibt Patienten, die durch ihre falsche Zungenlage die Zähne verschieben. Zungenpressen ist ein Habit, also eine schlechte Angewohnheit. Durch Übungen oder sogenannte Myofunktionelle Therapie kann man die Zunge trainieren. Die Zunge ist einfach nur ein Muskel. Wie alle anderen Muskeln unseres Körpers kann er zu schlaff oder zu stark sein. Und dadurch einen Einfluss auf Ihre Zahnstellung ausüben.

Was ist Zungenpressen?

Normalerweise liegt die Zunge entspannt oben im Gaumen. Die Spitze der Zunge soll den sogenannten Zungenruhepunkt an der Papilla Inzisiva berühren. Das ist der kleine Knubbel hinten den beiden oberen mittleren Schneidezähnen. Die Zunge presst weder gegen die Zähne, noch liegt sie oder presst sie gegen die Zahnreihen. Das Zungenpressen ist eine sogenannte Dyskinesie. Man bewegt oder drückt die Zunge ständig an die Zähne oder zwischen die Zahnreihen. Dadurch kommt es dann zu einer Verschiebung der Zähne und Störung der Funktion.

Warum hat man Zungenpressen?

Bei der Geburt haben wir ja noch keine Zähne, deshalb ist dort Zungenpressen noch normal. Aber im Laufe des Kleinkindalter stellen sich die meisten Kinder um. Manche behalten aber eine Lage der Zunge im Unterkiefer oder zwischen den Zähnen bei. Für manche Patienten ist es eine schlechte Angewohnheit. Sie pressen, wenn sie sich konzentrieren oder wenn sie sich entspannen wollen. Auch beim Offenen Biss hat man oft eine falsche Zungenlage und Zungenpressen. Nicht selten sieht man bei Patienten mit CMD, dass sich die Zunge zwischen Ober- und Unterkiefer schiebt. Diese Patienten machen dies, um das Gelenk zu schonen. Es gibt als verschiedene Gründe für Zungenpressen.

Was kann durch Zunge passieren oder sich verschieben?

  • Verschiebungen von den Zähnen
  • Entzündungen vom Zahnfleisch
  • Mundatmung
  • schlechter Schluss von den Lippen
  • Falsche Position vom Kiefer
  • mehr Erkältungen
  • mehr Allergien
  • schlechte Aussprache

Die richtige Zungenlage kann Verschiebungen von den Zähnen verhindern.

Im entspannten Zustand soll die Zunge an der Papilla inzisiva hinter den oberen Frontzähnen liegen. Das ist der kleine Knubbel, den man hinter den beiden mittleren Frontzähnen spürt. Der gesamte Zungenkörper liegt im Gaumen und berührt die Front- und Seitenzähne nicht. Manche Patienten pressen aber die Zunge gegen die Frontzähne. Besonders im Oberkiefer gehen dann die Zähne nach vorne. Das Zungenpressen verschiebt also die Zähne. Dadurch bilden sich unschöne Lücken. Zudem kann es zu Lispeln kommen.

Zungenpressen

Allergien und Asthma beeinflussen die Zungenlage.

Auch Allergien, Asthma und eine offene Mundhaltung können die Zungenlage verändern. Oft liegt dann die Zunge im Unterkiefer und die Lippen sind geöffnet. Der Oberkiefer wird nicht mehr durch die Zunge ausgeformt. Dies führt bei kleinen Kindern zu einem Schmalkiefer. Und dadurch auch oft zu einer Rücklage des Unterkiefers. Wenn die Zunge sich in der richtigen Lage befindet, ist der Mund überwiegend geschlossen. Dann kann der Kiefer besser wachsen und es kommt seltener zu Erkältungen. Die Bakterien werden durch die Nase abgefiltert. Gerade jetzt ist das wichtig.

Atmung und Zunge stehen in Verbindung miteinander.

Wenn man durch den Mund atmet, kann die Zunge nicht in der richtigen Position liegen. Der Mund ist oft offen. Die Zunge bestimmt die Form und Größe des Oberkiefers. Auch die Mundatmung führt zu einer Änderung vom Wachstum vom Gesicht und zum Schmalkiefer. Viel besser ist die Atmung durch die Nase.

Schlucken sollte ohne Zungenpressen funktionieren, denn das verschiebt die Zähne.

Wenn man richtig schluckt, liegt die Zunge im Oberkiefer. Beim falschen Schlucken spricht man von einem infantilen Schluckmuster. Die Zunge drückt nach vorne zwischen die Zähne. Auch Erwachsene haben teilweise noch das kindliche Muster. Und dann bewirkt dies auch im fortgeschrittenen Alter eine unschöne Verschiebung von den vorderen Zähnen. Gerade, wenn es zu einem Rückgang vom Knochen oder einer Parodontitis kommt, entstehen plötzlich Lücken. Wenn dann noch der Unterkiefer zu weit zurückliegt und lagert sich die Unterlippe zwischen den Zähnen im Ober- und Unterkiefer ein. Dies führt zu einer Lockerung von den Zähnen. Und dann einem weiteren Verschieben der Zähne. Ein Teufelskreis beginnt. Die Zähne werden immer schiefer. Und die Verzweiflung wird groß. Aber keine Panik, dafür sind wir Ärzte ja da.

Gibt es Hilfe gegen Zungenpressen?

Ja, es gibt natürlich Hilfe dagegen. Viele Logopäden bieten Myofunktionelle Therapie an. Dort lernt man die Lage von der Zunge zu normalisieren. Und natürlich auch wieder richtig zu schlucken. Auch auf YouTube gibt es viele gute Videos zu dem Thema. Wichtig für uns Kieferorthopäden ist, dass eine Fehlfunktion von der Zunge berücksichtigt wird. Ansonsten verschiebt der Arzt die Zähne in die korrekte Position. Das Ergebnis wird aber nicht stabil bleiben. Die Zunge ist so stark und hat soviel Kraft, dass sie selbst gefestigte Zähne verschieben kann. Selbst wenn die mit einem festen Retainer fixiert sind. Hier ist also Vorsicht angebracht. Auch bei kieferorthopädischen Behandlungen kann man Spikes zur Änderungen der Position von der Zunge einbauen. Das geht z.B. auch in den Invisalign Schienen. Fragen Sie einfach Ihren Arzt danach.

Hier wird Ihnen geholfen

Hilft Invisalign gegen Zungendysfunktionen?

Die Invisalign Schienen sind bspw. sehr gut für die Behandlung des Offenen Bisses geeignet. Durch eine Intrusion der Seitenzähne schließt sich der Biss meist schneller als bei der festen Spange. Zudem kann man am Anfang auch kleine Spikes in die Invisalign Schienen einbauen. Das klingt verrückt, aber es hilft tatsächlich. Und das, ohne dass es Schmerzen verursacht. Die Zunge wird einfach nur von den vorderen Zähnen weggehalten, sodass sie sich an ihre neue Lage gewöhnen kann. Dadurch lässt sie die Zähne in Ruhe.

Fazit: Zungenpressen verschiebt meine Zähne!

Sowohl für Kinder, als auch Erwachsene ist eine richtige Lage der Zunge wichtig. Die Zungenlage beeinflusst das Sprechen, die Atmung, die Entwicklung vom Gesicht, die Anfälligkeit für Infektionen und auch die Zahnstellung. Vor jeder Behandlung muss die Zunge überprüft werden. Sonst kann es zu bösen Überraschungen kommen. Leider wird das nicht von allen Zahnärzten gemacht.

 

Aligner können auch helfen, die Zungenfunktion zu normalisieren.

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