Herausnehmbare Prothese Quelle: unsplash

Prothese, Brücke oder Implantat? Das sind die Vor- und Nachteile

11. Dezember 2021

Wem mehrere Zähne fehlen, braucht guten Zahnersatz. Die Möglichkeiten sind vielfältig und je nach Anzahl der fehlenden Zähne unterschiedlich gut geeignet. Ob festsitzende Brücke, herausnehmbare Teil- bzw. Vollprothese oder Implantat: Jede Option hat Vor- und Nachteile.

Herausnehmbare Vollprothese

Herausnehmbare Vollprothese I Quelle: unsplash

Bei klassischem Zahnersatz unterscheidet man zwischen Teil- und Vollprothesen, sie werden umgangssprachlich auch als „die Dritten“ bezeichnet. Vollprothesen ersetzen entweder die Zahnreihe des Unter- oder des Oberkiefers oder, bei vollständigem Verlust der Zähne, beide Zahnreihen. 

DIE VORTEILE: Bei einem Totalverlust der Zähne sind Vollprothesen noch immer die Standardlösung. Denn sie sind vergleichsweise günstig und es ist kein chirurgischer Eingriff nötig. Zudem sind sie einfach zu reinigen, weil die Kunststoffprothesen herausnehmbar sind. 

DIE NACHTEILE: Damit eine herausnehmbare Prothese an ihrem Platz bleibt, braucht sie ausreichend Haftgrund. Deshalb bedeckt sie im Oberkiefer den gesamten Gaumen, was das Schmecken und Sprechen beeinträchtigen kann. Im Unterkiefer gibt es nur wenig Haftgrund, da Raum für die Zunge gelassen werden muss. Sie kann sich dort also mehr bewegen. Ein weiteres Problem: Eine Prothese kann den Druck der Kaubewegung nicht auf den Kieferknochen übertragen. Dies kann zu Knochenschwund führen, denn ohne stetige Belastung baut der Körper Knochensubstanz ab. Ein „Schlotterkamm“ entsteht, d.h. der Kieferkamm wird immer weicher. In der Folge findet das künstliche Gebiss weniger Halt und das Gesicht wirkt zunehmend eingefallen. Dies alles kann zu ästhetische Beeinträchtigung führen. Gleichzeitig sorgt eine neue Prothese für einen ungewohnten Druck auf das Zahnfleisch, was Schmerzen verursachen kann.

Herausnehmbare Teilprothese

Teilprothesen ersetzen einen Teil des Gebisses. Sie gibt es in verschiedenen Ausführungen: 

  • als Teleskopprothese (diese wird auf noch vorhandene „Pfeilerzähne“ bzw. ein Kronensystem aufgesetzt)
  • als Klammerprothese (diese wird mit Metallklammern an den Nachbarzähnen verankert)
  • als Geschiebeprothese (diese ist mit einer Einschubverbindung zwischen zwei Pfeilerzähnen verbunden).

 

DIE VORTEILE: Klammerprothesen sind, ebenso wie Vollprothesen, günstig. Auch hier ist kein chirurgischer Eingriff nötig. Zudem sind sie einfach zu reinigen, weil sie herausnehmbar sind.

DIE NACHTEILE: Geschiebeprothesen sind aufwändig und dadurch kostenintensiver. Bei den günstigen Klammerprothesen ist die Metallklammer sichtbar, was sich negativ auf das Erscheinungsbild des Mundraums auswirkt. Die Pfeilerzähne, an denen eine Klammerprothese festgemacht wird, sind zudem starken Druckkräften ausgesetzt. 

Brücke

Brücken aus Vollkeramik I Quelle: istock-dentalwelt

Zahnlücken können auch mit einer Brücke geschlossen werden, um Fehlbelastungen und dem „Wandern“ von Zähnen vorzubeugen. Eine Brücke einzusetzen ist dann möglich, wenn die Lücke nicht zu groß ist und an beiden Enden Zähne vorhanden sind, denn eine Brücke wird an zwei Nachbarzähnen festgemacht. Größere Lücken und sogenannte Freiendsituationen werden mit Prothesen versorgt und geschlossen. 

DIE VORTEILE: Auch hier halten sich die Kosten im überschaubaren Rahmen. Ein chirurgischer Eingriff ist ebenfalls nicht nötig. Die Reinigung ist ebenfalls einfach zu bewerkstelligen.

DIE NACHTEILE: Damit eine Brücke Halt finden kann, müssen die Nachbarzähne beschliffen werden, die dann zu Halt gebenden „Pfeilerzähnen“ werden. Dadurch wird gesunde Zahnsubstanz zerstört, zudem besteht die Gefahr, dass die beschliffenen Zähne absterben. Die ungleiche Verteilung des Drucks von Kaubewegungen führt auch zu einer erhöhten Belastung der Pfeilerzähne. Zudem wird, ebenso wie bei herausnehmbaren Prothesen, der Knochen unter dem fehlenden Zahn nicht mehr ausreichend belastet, was Knochenschwund zur Folge haben kann. 

Implantat getragener Zahnersatz

Implantat getragene Prothese I Quelle: unsplash

Als Zahnimplantate werden künstliche Zahnwurzeln bezeichnet, die in den Kiefer eingesetzt werden und dort fest mit dem Knochen verwachsen. Nach einer Einheilzeit von üblicherweise drei bis sechs Monaten sind sie voll belastbar. Auf die Implantate können Kronen, Brücken und Prothesen aufgesetzt werden.

DIE VORTEILE: Implantierte Wurzeln, die fest mit dem Kieferknochen verbunden sind, sind eine stabile Basis für darauf befestigten Zahnersatz. Für ein komplettes Gebiss reichen wenige Implantat-Anker, an denen der Zahnersatz hängt. Implantat getragene Prothesen benötigen keine Haftfläche und sind dadurch nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern beeinträchtigen auch das Kauen und Sprechen nicht. Die Prothesen können zudem komplett festsitzend oder auch herausnehmbar gestaltet werden (Druckknopfprothesen).

DIE NACHTEILE: Es ist ein operativer Eingriff nötig, um die Implantate zu befestigen, und teuer ist die Leistung auch. Voraussetzung für das Einsetzen eines Implantats ist ein gutes Fundament, also ausreichend Zahnfleisch und Kieferknochen, das den Zahnersatz festhält. Auch einige Krankheiten schließen Implantationen aus, ebenso die Einnahme bestimmter Medikamente. 

FAZIT

Welcher Zahnersatz der richtige ist, entscheidet der individuelle Befund des Zahnarztes oder Kieferorthopäden, der Knochen und Zähne untersucht. Oft sind mehrere Optionen möglich, die unterschiedlich teuer sein können. Hier entscheidet dann das Budget, das zur Verfügung steht. Die Bezuschussung von Zahnersatzleistungen durch die Krankenkasse deckt in der Regel nur Prothesen und Brücken ab – und sie ersetzt nicht alle Kosten. Der Patient muss zuzahlen. Von den ermittelten Durchschnittskosten übernehmen die Krankenkassen 60 Prozent, mit Bonusheft 70 Prozent (5 Jahre) bzw. 75 Prozent (10 Jahre). Nur bei Härtefällen können auch 100 Prozent übernommen werden. An den Kosten für Implantate beteiligen sich die Krankenkassen nicht. Hier ist eine private Zusatzversicherung Gold wert, die mögliche Kosten teilweise erstattet. Der behandelnde Arzt wird Sie über die Möglichkeiten und unterschiedlichen Optionen sicher aufklären.

...damit Sie auch morgen noch kraftvoll zubeißen können! 

 

 

Quellen:

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  • Das Gesundheitsportal medondo.health